Selbst- und Fremdreflexion. Warum und wie?

Alle sprechen über Selbstreflexion. Doch warum ist eine bewusste Entscheidung dazu notwenig? Und was sind effektive Methoden dafür? Let's see...

Unser Leben ist ein Summenspiel aus sich immer weiter aufstapelnden Erfahrungen, die wir machen. 

Diese Erfahrungen bilden seit unserer Geburt Glaubenssätze und formen schließlich unser Weltbild. Dieses Weltbild bleibt meist (wenn wir keine Lebens-umwerfenden Entscheidungen treffen, oder Erlebnisse haben, die es in seinem Fundament erschüttern) mehr oder weniger gleich. Unser Leben lang. 

 

Warum ist das so? 

Die Muster, die unser Weltbild ausmachen.

Sobald die Pfeiler unseres Weltverständnisses in Form von Glaubenssätzen in der frühen Kindheit geformt wurden, sind diese in unserem Unterbewusstsein abgespeichert. Wir beginnen, alles was um uns herum geschieht durch die Brille dieser Glaubenssätze wahrzunehmen. 

 

Dabei agiert das Bewusstsein als eine Art Mustererkennungs-Maschine. Sie soll aus all den Reizen, die jede Millisekunde auf uns einwirken, ein Bild formen, das wir verstehen können. Mit dem wir arbeiten können. Denn nur so können wir als Menschen funktionieren – mit unserer Umwelt in Interaktion treten. Nur so sind wir lebensfähig: wir müssen uns auf irgendetwas fokussieren und dafür anderes ausblenden. Und das wird während unseres Lebens auch immer so bleiben.

Die Funktion des Bewusstseins ist also ein Filter- und Fokussystem. Es nimmt all die Sinneseindrücke um uns wahr und ‚filtert‘ augenblicklich den Großteil aus. Es fokussiert, was zu dem Muster passt, das schon in unserem Unterbewusstsein abgespeichert ist. Das ist unsere Blaupause.

Deswegen hören oder erleben wir nie das, was unsere Glaubenssätze außer Kraft setzt – es wird nur das durchgelassen, was sie bestätigt. 

 

So häuft sich mit den Jahren also ein Berg an Referenzerfahrungen an, die alle das Gesamtbild unserer Welt abrunden und bestärken. Es werden vielleicht hier und da neue Details, Formen und Farben in das Bild eingespielt, das Grundmotiv bleibt allerdings dasselbe.

…… gibt es ein „außer“???

 

Jein.

Das bewusste Bewusstsein.

Was wir tun können, ist uns über diese Mechanismen bewusst zu werden. 

– und sie nicht zu verteufeln!

Wie gesagt, das ist eine lebensnotwendige Funktion, die uns erst ermöglicht, unsere Umwelt (und uns selbst in Relation zu ihr) wahrzunehmen und mit ihr zu spielen. 

So können wir unseren Körper wahrnehmen, unsere Emotionen, unsere Bedürfnisse, können Entscheidungen treffen, und die notwendigen Handlungen treffen, um unsere Bedürfnisse zu erfüllen. 

Wir können Hunger wahrnehmen und uns etwas zu Essen besorgen oder zubereiten. Wir können Gefahr im Außen wahrnehmen und darauf reagieren, um uns zu schützen. Wir nehmen Visionen und innere Wünsche wahr, wie wir unser Leben führen möchten und können daraufhin Entscheidungen treffen und Aktionen (auch längerfristig) durchführen, die zu ihrer Verwirklichung beitragen. 

 

Wozu brauchen wir da Selbstreflexion?

 

Wir werden in all diesen Wahrnehmungen und Entscheidungen beeinflusst von unserer inneren Blaupause im Unterbewusstsein. 

Und diese kann uns sehr einschränken. Abhängig von unseren Glaubenssätzen limitiert sie das, was wir für möglich halten und hält uns, unsere Selbstwahrnehmung und unsere Träume klein. Und somit auch die Realität, die wir für uns erschaffen.

Werden wir uns über diesen Mechanismus bewusst, können wir für uns passende Schritte setzen, um liebevollen Einfluss darauf zu nehmen. 

Und uns so Stück um Stück aus dem ewigen Kreislauf befreien. Neues erleben, Neues erschaffen, uns neu kennenlernen, heilen. 

 

Wir werden selbstbestimmt.

Welche Entscheidungen ich heute treffen kann.

Selbstreflexion bedeutet, sich selbst wahrzunehmen. Die eigenen Gefühle, die eigenen Handlungen, die eigenen Glaubenssätze.

Was sind Muster, die sich immer wiederholen in meinem Leben? Wie verhalte ich mich mir selbst gegenüber, – meinen Mitmenschen, meinem Körper, meiner Umwelt? Welche Reaktionen werden in mir ausgelöst, wenn X oder Y passiert? Und warum ist das eigentlich so? Hat meine Reaktion wirklich etwas mit der jetzigen Situation zu tun, oder liegt ihr Ursprung in einer Erfahrung, die ich in meiner Vergangenheit gemacht habe?

– man beobachtet sich selbst.

 

Methoden, die diesen (langfristigen !) Prozess unterstützen sind beispielsweise:

  • Eine regelmäßige Meditationspraxis, um den Geist und die emotionale Welt zu stillen. So erreicht man immer wieder eine Art Nullpunkt, von dem aus man sich selbst mit einem ruhigeren, klareren Blick betrachten kann. Nach einer Meditation sieht die Welt meist ganz anders aus. Macht man sie gleich zu Beginn des Tages, ist alles was folgt bereits von dieser Entscheidung am Morgen beeinflusst.
    Dabei sollte man sich bewusst sein, dass ein Sitzen ganz ohne Gedanken, in vollkommenem Frieden mit sich und der Welt gerade am Anfang sehr unrealistisch ist. Und es sollte auch gar nicht das Ziel sein. Was einem in jedem Fall geschenkt wird, ist eine Momentaufnahme des eigenen inneren Zustandes: Fällt es uns schwer, still zu sitzen? Kreisen unsere Gedanken? Kommen bestimmte Themen oder Emotionen immer wieder hoch? Meine liebste persönliche Reaktion auf so etwas: „Aha!„. Und loslassen. Wir hatten eine Erkenntnis über uns selbst.

  • Schreiben (Journaling). Eine Methodik, die ich selbst viel verwendet habe und immer weiter empfehle ist das sogenannte ‚Stream of Consciousness Writing‘. Manche nennen es auch ‚Freies Schreiben‘ oder ‚Morning Pages‘. Hier setzt man sich mit oder ohne die Intention, über ein bestimmtes Thema zu reflektieren, an ein Blatt Papier und fängt einfach an zu schreiben. Man schreibt jedes Wort auf, das einem durch den Kopf geht. Dies ist eine sehr effektive Methode, um Verhaltens- und Denkmuster sowie unsere Glaubenssätze zu erkennen. Wir haben es Schwarz auf Weiß und können das Geschriebene auch im Nachhinein mit etwas Abstand objektiver betrachten.

  • Das Üben von Atmen und Innehalten. Wir sollen uns – generell im Leben – bewusst machen, dass wir nicht immer gleich auf Situationen reagieren müssen. Wenn uns beispielsweise eine Frage gestellt wird, müssen wir nicht innerhalb von Sekunden antworten. Wir dürfen uns Zeit nehmen. Wir dürfen kurz innehalten und wir dürfen ein paar bewusste Atemzüge nehmen. Ein mal ein- und ausatmen reicht oft schon. Diese Praxis verbindet uns in dem Moment mit unserem Körper und gibt uns Zeit, mit unseren eigenen Emotionen und Reaktionsmustern in Kontakt zu kommen. Nach dieser kurzen Selbstwahrnehmung ist es möglich, weniger aus einem Ort der Reaktion, und mehr aus einem Ort des bewussten Seins zu antworten. Außerdem weiß man danach wahrscheinlich ein bisschen mehr über sich selbst. Dies ist jederzeit im Alltag anwendbar.

  • Aktives Zuhören. Die Voraussetzung für wahre Selbstreflexion ist, aus Denk- und Reaktions-schleifen auszubrechen. Wenn auch nur für kurze Momente – mit der Zeit und stetiger Wiederholung werden die ‚klaren‘ Phasen dann immer länger und einfacher zu erreichen. Die Praxis von aktivem Zuhören sehe ich hier ähnlich wie eine Meditation – sie kann sich auch sehr intensiv so anfühlen! Dabei nehmen wir in Gesprächen, beim Anschauen von Videos, oder auch Anhören von Musik innerlich einen Abstand zu den eigenen Denkprozessen ein: wir versuchen, so gut es geht, das Gehörte nicht einzukategorisieren, zu bewerten, oder über unsere persönliche Meinung zu einem Thema nachzudenken. Wir geben der Filtermaschine unseres Bewusstseins bewusst eine Auszeit. Und nehmen das wahr, was wirklich von unserem Gegenüber ausgesendet wird. (- das ist immer nur in Grenzen möglich!) Unsere Gesprächspartner*innen werden es uns wahrscheinlich danken, so aufmerksam angehört zu werden. Und wir haben eine kleine Bewusstseinserweiterung im Alltag erlebt.

  • Sich selbst 2 Fragen stellen. Immer und immer wieder: Was fühle ich? Und warum fühle ich es? – die zweite Frage ist nach einer gewissen Zeit der Selbstreflexionspraxis oft garnicht mehr notwendig. Egal, ob während Treffen mit Freund*innen, Familie oder Partner*innen, beim Einkaufen, in Geschäftsmeetings, allein beim Kochen, oder während man abends im Bett liegt: diese zwei Fragen sind die Essenz von Selbstreflexion und können ständig in einem inneren Check-In liebevoll gestellt werden. Und kommt einmal nicht gleich die Antwort, ist das auch nicht schlimm. Früher oder später kommt schon die Klarheit dazu.
    Wie gesagt, es ist eine langfristige Übung, in der wir immer besser werden. Diese Fragen können auch immer auf unterschiedliche Dinge bezogen sein – so zum Beispiel: Was fühle ich gerade emotional? Wie fühlt sich mein Körper an? Welche Impulse spüre ich innerlich? Dabei folgen wir dem Motto: wahrnehmen und einfach atmen. Alles ist gut, und ich bin frei in meinen Entscheidungen.

Ich und die Anderen. Welten treffen aufeinander.

Im Titel schrieb ich über Selbst- und Fremdreflexion. Jetzt handelt der gesamte Text bisher nur von Selbstreflexion.

Warum?

Weil alles bei uns anfängt. Die ganze Welt – wie wir sie sehen, hören, empfinden, verstehen – entsteht in uns. Und entscheidend für das, was wir darin wahrnehmen ist unsere persönliche Übersetzungsmaschine: das Konstrukt aus Unterbewusstsein, Bewusstsein und kritischem Bewusstsein. Der erste Schritt besteht immer – egal, wie „fortgeschritten“ man ist – darin, sich selbst in Situationen zu reflektieren. Denn das, was man dort findet, ist das einzige, was man jemals wirklich beeinflussen können wird im Leben.

 

Das heißt, wir nehmen jede Gegebenheit als Geschenk an, das uns etwas neues über uns selbst lehren kann.

Und das Außen? Sehen wir als als Projektion vom eigenen Innenleben an, das uns etwas aufzeigen möchte. So können wir in eine dankbare, liebevolle Haltung zu dem, was um uns geschieht, kommen. Anstatt frustriert zu sein und sie ändern zu wollen.

 

Und wo liegt die Fremdreflexion?

 

Mit ‚Fremdreflexion‘ meine ich hier nicht, dass wir anfangen, über Andere und ihr Verhalten nachzudenken oder zu analysieren, was sie wohl gerade fühlen und woher das kommt.

Ich sehe es eher als ein Zugeständnis an, das wir Anderen machen. Dass wir wissen, wie das Verhalten, die Reaktionen, und die Weltansichten anderer genauso von ihren innerlichen, durch viele Erlebnisse geformten Konstrukten geprägt sind wie die unseren. Wir tragen nun ein Verständnis in uns, wie hart es sein kann, aus Mustern auszubrechen und limitierende Glaubenssätze zu transformieren.

 

Dadurch entwickeln sich Eigenschaften von Mitgefühl, Geduld, und Klarheit im Umgang mit anderen Menschen und ihren Prozessen/Reaktionen.

Gleichzeitig wird uns auch die wunderbare Kehrseite des Ganzen geschenkt: Durch unseren eigenen Prozess in der Praxis der Selbstreflexion bekommen wir Klarheit darüber, was möglich ist! An Transformation. Wir entwickeln Vertrauen und Zuversicht, dass wir Schöpfer unserer eigenen Realität sind. Und genauso die Anderen. Wir lernen, Stopp! zu sagen bei endlosen Spiralen – toxischen Mustern, die sich immer und immer wiederholen.

Denn wir wissen, dass letztendlich jede*r selbst die Macht der Entscheidung in sich trägt, etwas zu ändern und den weiteren Verlauf des Lebens mitzubestimmen.

So wie wir es getan haben.

 

Ich danke Dir, dass Du gemeinsam mit Mir und so vielen Anderen auf diesem Weg bist.

In Liebe,

Deine Nala

 

 

 

P.S.: Wir atmen…

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